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WinkeWinke Zwei Typen namens André Abshagen und Achim Treu zeichnen allumfassend verantwortlich für die vorliegende Doppel-LP von -Dauerfisch.
Das MANIFEST DER LEGASTHENIKER beinhaltet eine Vielzahl komplexer Songs, größtenteils von elektronischen Klängen bestimmt, mit deutschen Texten, die von der Einfachheit und Treffsicherheit betrachtet, wirklich ihresgleichen suchen. Ein Romanfragment mit zwei Gratisschallplatten, die wir dazugelegt haben, damit das Ganze nach etwas mehr aussieht , so die Auskunft der Musiker selbst. Da sie sich schon eine eigene Schublade ausgesucht haben, übernehme ich diese mal unbesehen: Post-materialistischer Soft-melodic Rock mit deutschen Texten . Die Feststellung durchschnittliche Musik für den durchschnittlichen Musikkonsumenten stelle ich jedoch mit Vergnügen in Frage

Ute-Elke Schneider, Fachblatt 12/89


DAUERFISCH/ Im Tal der Ahnungslosen C60 (Cat-Killer, Krayerstr. 31, 45276 Essen)
Grandioses Werk einer grandiosen Band, die in Kürze ihre erste CD veröffentlichen wird. 'Im Tal der Ahnungslosen" ist strikt limitiert auf exakt 1.000.000.000.000.000.000.000.000.000 Exemplare (und ich hab glücklicherweise die #l erhalten, yeah)! Diesmal arbeitet Dauerfisch sehr viel Dub- und Halleffekten, dazu mischen sie gekonnt (Radio-) Samplings aller Art, ein angenehmes und modernes Hörabenteuer unserer Zeit; errinnert in manchen Momenten an Heat Beat Cut (Bocholt)! Natürlich gibt es noch viel mehr auf dieser äußerst vielfältigen MC zu hören aber gerade dieses Dub-Revival hat mich nachhaltig beeindruckt. Zweiter Höhepunkt eines der schönsten DF-Songs "Ich werf so gerne Dinge aus dem Fenster" (ein wenig erinnert's mich angenehm an Foyer des Arts), diesmal mit Gastsängerin Laura.
Fazit: bei Dauerfisch ist alles Gold was glänzt!

My Way, 94



Dauerfisch kommen aus Berlin, spuken dort in der Szene schon etliche Jahre herum. Ihr neuestes Werk bedient sich (im Gegensatz zu Green Hill) vorwiegend der Elektronik, um eine unglaublich breite Soundpalette anzubieten. Schöne, unverkrampfte und wirklich einsichtige Samples runden den Hörgenuß ab. Unbegreiflich, wie solch ein Band, solch eine Produktion noch immer ohne Vertrieb, ohne Label herumkrebst. Ein neuer Fan ist gewonnen!

Michael Zolondek, EB/metronome 11.94



Ebenfalls aus Berlin kommt etwas - was immer sich dahinter verbirgt -, das unter dem Namen Dauerfisch firmiert und seit mittlerweile Fast zehn Jahren ganz erstaunliche Saundexperimente auf Tape, Vinyl und CO veröffentlicht. Das neueste Kunstwerk wurde wie ein Sampler gestaltet, das heißt verschiedene musikalische Ideen werden von siebzehn unterschiedlichen Bands präsentiert. Diese beeindruckend vielfältige und unglaublich interessante CD nennt sich TALES OF MISERY AND DISINTEGRATION BY E.A. TREU - A FICTIOUS COMPILATION und ist ohne Zweifel das interessanteste Spiel mit Computern, Instrumenten, Stimmen und moderner Popmusik, das mir jemals zu Ohren gekommen ist. Dauerfisch haben übrigens immer mit deutscher Sprache gesungen -,jetzt haben sie ihr bewußt den Rücken gekehrt ...

Ute Elke Schneider, Fachblatt 4/94


I think your approach is stimulating, fresh, and well in the tradition of the best of german music. I liked it very much.

Kevin Coyne


Dr. Treu - The Weak End Album
Da hat mir der Soundtüftler und Dauerfischmember aber ein schönes Album geschickt! Zwar sieht das kopierte Frontcover ziemlich punkig aus, musikalisch werden hier jedoch eher die Gefilde der Ambient-Elektronik und der Avantgarde durchquert. Welch ein feinfühliger Musiker dieser Dr. Treu doch ist... Jeder Ton ist genau an seinem Platz, sehr ruhig - sehr schön - immer instrumental, und zwar mit Details (z.B. dieses Pianosolo gegen ende von Digital Debris), bei denen ich platzen könnte vor Neid. Tip!

EBU, Chartbreaker 12/95


Sie schöpfen aus dem akustischen Fundus der neueren Musikgeschichte und überraschen mit immer neuen projekt- und Bandnamen. Seit neun Jahren entstehen Songs und Hör-kabinettstückchen des Duos Dauerfisch. Sie sind Ausdruck ihrer hochentwickelten Zitatkunst und eines verfeinerten, in Deutschland leider selten anzutreffenden musikalischen Humors.
"Die Welt will betrogen sein, gewiß, sie wird aber ernstlich böse, wenn du es nicht tust." Dieser an sich so lapidare Satz des Schriftstellers Walter Serner, zu finden im Handbrevier für Hochstapler, läßt sich beliebig anwenden und passt immer. Nur durch den Schleier des ewigen Schwindels scheint das menschliche Wesen seine Existenz ertragen zu können. Das zeigt sich vor den schlankmachenden Spiegeln von Modebteilungen ebenso wie im Katalog des Reisebüros, Partner- und Politikerwahl nicht ausgenommen. Zweifellos macht diese bestens funktionierende Masche auch vor dem Musikbusineß nicht halt. Sollen hohe Verkaufzahlen erreicht werden, muß den abgelutschten Hörgewohnheiten der Massen Rechnung getragen werden. Penibel wird darauf geachtet, daß sich nichts Neues, Ungewohntes in die akustische Verdauungsmaschinerie einschleicht. Altbekannte Versatzstücke werden gedreht und gewendet, nur die Transportmedien sind im Lauf der Zeit effizienter geworden.
Seltsamerweise klappt das aber genau da nicht, wo die Künstler und Künstlerinnen sich mehr dabei denken und dem Stil- und Zeitrecycling ihre ureigene Prägung geben. Da lauert der Widerspruch. Wenn die Band Spanish Fly "lf 6 were 9" mit Trompete, Tuba und Gitarre covert, zählt das Publikum maximal 50 Köpfe, und die Songs der genialen Spinner Ween sind in kaum einer Plattensammlung zu finden, obwohl sie ein permanentes musikalisches Déjá-vu-Erlebnis garantieren.
Auch die Arbeiten des Duos Dauerfisch segeln hart am Rande des musikalischen Gedächtnisses entlang. Seit 1985 tragen André Abshagen und Achim Treu all das zusammen, was durch ihre Gehörgänge floß, und das ist weit mehr als eine repräsentative Auswahl dessen, was Hörerohren durchschnittlich angeboten wird. Der in Berlin lebende Treu ist lebenslänglich behaftet mit den frühkindlichen Eindrücken, die ein japanisches Transistorradio hinterließ: "In meiner Jugend habe ich viele glückliche Stunden unter meiner Bettdecke bzw. dem Kopfhörer verbracht und mir dabei verschiedenste Musik aus aller Welt via Langwelle zu Gemüte geführt. Das hat natürliche nachhaltige Auswirkungen auf das Verständnis von Musik überhaupt, Knistern, atmosphärische Störungen etc. inbegriffen. Später habe ich dann zwei Revox B 77 gekauft und mit Tapeloops experimentiert. Es ergibt sich da zwangsläufig, daß man sich dann für ganz andere Musik zu interessieren beginnt als Leute, die nur konsumieren -"Achim ist anders als die anderen Kinder- Achim hat die Schluckimpfung verpaßt".
Das Faible für "seltsame Musik", das mit Satie seinen Anfang nahm, ist in den Arbeiten des kreativen Tandems ebenso vorhanden wie populärerer Vorlieben. Die in diesem Jahr er schienene erste CD von Dauerfisch belegt das auf eindrucks
volle Weise. "Tales of Misery and Disintigration" ist eine fiktive Compilation und stellt in 17 Songs ebenso viele Bands vor. Gods of Guava, The Milkcarton Kids, The Cheese Helmets, The Bleach Boys, Mother Volker oder Thc Selfish Shellfish nennen Dauerfisch ihre musikalischen Alter egos, deren geselliges Beisammensein ein spannendes Ouiz für Querbeethörer ergibt. Zappa und die Talking Heads, Hendrix, Donovan, die Beach Boys, Miles Davis, Alice Cooper und die Young Marble Giants, ja sogar Ausschnitte aus Morgan Fishers "Miniatures" sind zu hören. Manchmal direkt gesampelt, dann wieder nur erahnbar oder per Session mit anderen Musikern eingefangen. Exakt getroffen sind vor allem die Sounds der recycelten Zeit, die 70er-Gitarre, der minimalistische, aber durchdringende Baß der 80er oder, wie beim Titel "Sounds of the Studio" des Pseudonyms Bootsectors, das Gefühl, einmal quer durch ein Disco-
Studio geknüppelt zu werden- Musik als immerwährende Qual.
Wie ein grober Schnitzer im Katalog der musikalischen Möglichkeiten entpuppt sich die Compilation nicht nur als eine äußerst humoristische Zitatkunst Farce, sondern auch als
Ansammlung tanzbarer, manchmal sogar hitverdächtiger Songs. Treu, der Zappa als Ziehvater benennt und ihm obendrein ähnlich sieht, spielt zwar Bass und Gitarre, hat sich aber inzwischen völlig dem Sampler zugewandt und betrachtet ihn als sein Hauptinstrument.

Die thematische Vielfältigkeit entsteht aber nicht nur durch Weiterverarbeitung: "Wenn uns zwei Sachen gefallen, und es fehlt was in der Mitte,dann machen wir es eben selbst". Doch das Einspielen kann zum Problem werden, gute Musiker sind oft auf Stilistiken festgelegt, und wer mit Dauerfisch arbeiten will, muß ein musikalischer Freigeist sein. Die amerikanische Sängerin Laura Carleton ist seit zwei Jahren mit ihrer schwebenden, angenehm unerwachsenen Stimme dabei, andere Dauergäste kann sich das Projekt nicht leisten. Abshagen, der die Rarität Ukulele spielt, studiert noch und schreibt nebenbei Filmmusiken, Treu ist Tontechniker beim Fernsehen. Die zahlreichen Produktionen, neben der 1989 erschienenen Doppel-LP "Das Manifest der Legastheniker" und der aktuellen CD, meist Cassetten. werden eigenfinanziert und in kleinen Auflagen selbst oder über andere Mailorder vertrieben. Mit Tapes beschickte Labels bekunden regelmäßig großes Interesse, lassen dann aber, ob der gezielten Vielseitigkeit von Dauerfisch, die Finger davon. Dabei sind die Arbeiten zwar tatsächlich unterschiedlich, die Handschrift der beiden ist jedoch stets unverkennbar.
Die Vorliebe für Brüche kommt im Ambientgewand daher, die Sinnlichkeit der Klänge bricht sich am ununterbrochenen stampfenden Rhythmus, unbeachtete Musik wird massenwirksamen Sounds ebenbürtig gegenübergestellt. Und dieTexte entsprechen den musikalischen Anliegen. Im "Manifest der Legastheniker" sind Klarheiten wie:"... Sag mir deinen Namen und ich sage dir, wie du heißt" oder philosophische Fragen wie:"Bleiben Fehler Fehler, wenn man sie übersetzt?" zu finden. In der Produktion "Im Tal der Ahnungslosen" singt Laura Carleton: "Ich werf so gerne Dinge aus dem Fenster., in "Zac Hobsons Telecacao Club" erzählt ein achtjähriger Junge von seinen Visionen: "Die Büchsen stehen Spalier und erwarten die Ankunft des Konservendosengenerals". Alles Nonsens mit viel Hintersinn und subtiler Lachmuskelreizung. Aufmerksame Hörer können diese Art Lyrik ab und an in Form ukulelebegleiteter Lesungen erleben. Gemeinsam ist dem Gesamtkunstwerk der beiden kreativen Fälscher, daß sich ganz nebenbei eine eigene Welt erschließt, die der kulturellen Nivellierung die Stirn bietet und Forscherlust mit Verspieltheit verbindet. Daß dafür bereits existierendes Material verwendet wird, tut der Originalität keinen Abbruch. Wenn sich Sitarwimmern mit Marschrhythmus paart oder der Klang eines kleinen, aufziehbaren Glockenspiels die heile Welt vorgaukelt, während die Ungeheuer der Kindheit im Gebüsch lauern, entsteht der passende Kontaktstreifen im Hirn von selbst.

Anna-Bianca Krause, TIP 8.94

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